
Schon lange hatte ich vor, wenn ich mal nach Wien käme, die „Friedhofs-Rehe“ fotografisch festzuhalten. Doch irgendwie schaffte ich es zeitlich nie, oder hatte stets andere Prioritäten. Anfang November 2019 stand die Messe Photo + Adventure (am Messegelände Wien) auf unserer Agenda, und es bot sich endlich die Gelegenheit, zusammen mit meiner Frau Ramona den Friedhof miteinzuplanen. Am Samstagabend trafen wir uns mit Freunden in Wien, um gemütlich essen zu gehen, danach verbrachten wir die Nacht in Wien, und hatten so am Sonntagvormittag zeit – vor dem Messebesuch – uns auf die Suche nach den „Friedhofs-Rehen“ zu machen.
Da der Friedhof erst nach Sonnenaufgang seine Pforten öffnet, konnten wir morgens sogar ausschlafen. Das Wetter war an diesem Sonntag irgendwie trostlos; stark bewölkt, aber ohne Regen. Wir betraten den Friedhof, und waren zuerst überrascht, dass wir so gut wie allein vor Ort waren. Stille; modrig-erdiger Geruch vom feuchten, gelb-braun verfärbten, Laub am Boden, die Krähen lärmten. Diese Stimmung, hier am alten jüdischen Teil des Friedhofs, an dem die Grabsteine uralt und verfallen sind, hat wirklich etwas wunderbar Mystisches!
Es dauerte nicht lange, schon hatten wir die erste Begegnung mit einem jungen Reh....
...das sich dann zu seiner Mutter gesellte.
Versteckt zwischen den Gräbern, aber doch sehr aufmerksam.
Wir verhielten uns ruhig, und leise. Wir versuchten uns langsam zu nähern, ohne die Fluchtdistanz zu unterschreiten. Wir merkten schnell, dass die Rehe hier zwar nicht so scheu sind, wie wir das sonst so kennen, aber trotzdem immer auf der Hut, und aufmerksam. Ab und an kamen auch andere Friedhofsbesucher vorbei, scheuchten die Rehe auf, und wir mussten ihnen wieder vorsichtig folgen.
Versteckt zwischen den Gräbern sitzend.
Ohne Hektik bewegen sich die sonst so scheuen Tiere durchs Gelände.
Die Begegnung mit einem Rehbock war besonders eindrucksvoll! Erst versteckte er sich hinter einem Grabstein, und man sah nur das Gehörn, danach blickte immer wieder scheu zu uns herüber. Voller Neugierde blickte er immer wieder zu uns.
"Wenn ich Euch nicht sehe, seht ihr mich auch nicht!"
Ein schüchterner Blick
Dann der ganze Kopf....
...und schließlich "hochnäsig" die Witterung aufnehmend.
Nach einem Blick über seine Schulter, spazierte er schließlich davon.
Auch anderen Tieren kann man dort mit etwas Glück begegnen. So gibt es auf diesem Friedhof auch Feldhamster, welche zu dieser Jahreszeit aber schon ruhen, Füchse, Feldhasen, Eichhörnchen, und jede Menge verschiedene Vögel, wie verschiedene Spechtarten, Falken und vieles mehr.
Die Eichhörnchen sind im Spätherbst besonders aktiv.
Allgegenwärtig: Saatkrähen
Ich werde sicherlich wieder mal hierherkommen, denn Tiere am Friedhof zu fotografieren hat einen eigenen Reiz. Die Stimmung ist irgendwie mystisch, und das Umfeld einzigartig. Vielleicht habe ich dann ja mehr Zeit zur Verfügung als die 3 Stunden, in denen diese Bilder entstanden. Ich kann mir gut vorstellen, dass es besonders bei Nebel spannend sein könnte.